Effiziente Serienreifmachung in der Nutzfahrzeugindustrie

Virtuelle Absicherungstechniken haben das Potenzial, physische Prototypen teilweise zu ersetzen. Durch die höhere Ergebnis-Unschärfe virtueller Absicherungsaktivitäten gilt es dabei, das richtige Verhältnis zwischen virtueller und physischer Absicherung zu finden. Daher wurde mittels unternehmensspezifisch erhobener Vergangenheitswerte zur Qualität von Absicherungsaktivitäten ein wahrscheinlichkeitsbasierter Ansatz entwickelt, anhand dessen Absicherungsaktivitäten bauteilspezifisch ausgewählt werden können.

Motivation

Durch den rasanten Fortschritt im Bereich virtueller Absicherungstechnologien werden heutzutage im Rahmen von Fahrzeugneuentwicklungen immer weniger physische Prototypen vor SOP gebaut. Aufgrund der enormen montagerelevanten Varianz im Nutzfahrzeugbau (z. B. unterschiedliche Achsstände, Rahmenlängen etc.) stellen diese Technologien insbesondere im Nutzfahrzeugsektor ein enormes Potenzial dar, da hier traditionell sehr viele physische Prototypen zur Absicherung gebaut werden müssen.

Zielsetzung

Da virtuelle Absicherungstechniken nicht alle in der physischen Montage auftretenden Faktoren (beispielsweise ungünstige Toleranzketten, Mitarbeiter- & Betriebsmittelzugänglichkeiten etc.) mit ausreichender Genauigkeit abbilden können, ist das Ergebnis einer virtuellen Absicherung mit einer höheren Unsicherheit behaftet als der Bau eines physischen Prototypen. Um dennoch die Potenziale virtueller Absicherungstechniken ausschöpfen zu können ist Ziel des Projekts, eine Methode zur bauteilspezifischen Auswahl von virtuellen und physischen Absicherungsaktivitäten zu entwickeln.

Vorgehen

Mittels im Unternehmen erhobener Vergangenheitswerte zur Qualität virtueller Absicherungsaktivitäten wurde ein wahrscheinlichkeitsbasierter Ansatz zur Abschätzung der tatsächlichen Serienreife eines Produkts entwickelt. Der Ansatz beruht auf der Annahme, dass die Serienreife jedes Bauteils anhand allgemeingültiger Merkmale beschrieben werden kann. Anhand des Ansatzes kann unter Berücksichtigung der bereits durchgeführten und geplanten Absicherungsaktivitäten eine effiziente Planung virtueller und physischer Prototypen erfolgen.

Ergebnisse

Anhand von Experteninterviews konnte die Allgemeingültigkeit der Serienreife-beschreibenden Merkmale bestätigt werden. Zudem konnten die Vergangenheitsdaten zur Qualität virtueller Absicherungsmaßnahmen am Beispiel der MAN Truck & Bus AG erhoben werden. Der entwickelte Ansatz wurde als C#-Softwarelösung implementiert, mit den ermittelten Daten parametriert und wird derzeit im Rahmen zweier Entwicklungsprojekte bei der MAN Truck & Bus AG evaluiert.

Danksagung

Das Projekt „Effiziente Serienreifmachung in der Nutzfahrzeugindustrie“ wird von der MAN Truck & Bus AG gefördert. Wir danken MAN für die hervorragende Unterstützung. Nähere Informationen finden Sie im Internet unter www.mantruckandbus.com.

Laufzeit 16.11.2013 - 15.10.2017
Projektpartner MAN Truck & Bus AG

Das Projekt in Bildern