Evaluierung eines elektromagnetischen Tracking-Systems für die Leberchirurgie

Theoretische / Experimentelle Semesterarbeit betreut durch Johannes Schwaiger und Tim Lüth.

Problemstellung

Die Messung der Position und Orientierung eines chirurgischen Instruments stellt einen wichtigen Teilaspekt der computer-assistierten Chirurgie dar. Hierzu existieren bereits mehrere Ansätze, wobei sich die optische Nachverfolgung durch eine Stereokamera und retroreflektierende Marker bereits in zahlreichen Navigationssystemen wiederfindet. Bei einem ultraschallbasierten Navigationsansatz in der Leberchirurgie müssen sowohl die Messmarken-Tracker der Ultraschallsonde als auch des „Schneidewerkzeugs“, dem Ultraschalldissektor, sichtbar sein. Häufig beugt sich der behandelnde Chirurg während der Operation jedoch über das Operationsgebiet. Um eventuelle Gewebedeformationen im Vergleich zu präoperativ erstellten CT-Daten mit Hilfe von Ultraschall zu verifizieren, ist es außerdem oftmals auch erforderlich die von der Kamera abgewandte Leberseite zu scannen, da auch eine Leber nicht uneingeschränkt mobilisierbar ist. 

Auf Grund der Bedienbarkeit ist es daher von Nachteil, dass eine direkte Sichtverbindung zwischen Instrumenten und Kamera bestehen muss, um Position und Lage der Instrumente im 20 Hz Takt vermessen zu können. Durch eine geeignete Anbringung der Instrumententracker kann das Problem der Einschränkung der Sichtbarkeit zwar etwas verbessert, jedoch bei weitem nicht vollständig gelöst werden. Eine Messung durch elektromagnetische Tracking-Systeme soll hier Abhilfe verschaffen. 

Die Aufgabe der Semester- / Diplomarbeit ist daher eine systematische Untersuchung der Anwendbarkeit der vorhandenen elektromagnetischen Tracking-Systeme (siehe z.B. Abbildung 1) auf simulierte Operationsbedingungen in der Leberchirurgie (siehe Abbildung 2 und Abbildung 3) und die Untersuchung der erreichbaren Navigationsgenauigkeit im Vergleich zum optischen Tracking. 

Aufgabenstellung

Das Ziel der Arbeit ist die Erarbeitung eines Gesamtfazits zur Anwendbarkeit der elektromagnetischen Messtechnik in der Leberchirurgie. Dazu soll in einem ersten Arbeitsschritt der elektromagnetische Sensor (siehe Abbildung 4) geeignet an Ultraschallsonde beziehungsweise -dissektor befestigt werden. Durch Experimente sollen sowohl Vorteile als auch Nachteile dieser Messtechnik gegenüber gestellt und mit denen optischer Messverfahren verglichen werden.

In einem 1. Versuch sollen darum vor allem Vor- und Nachteile bezüglich Integrierbarkeit und Handhabung evaluiert werden. Einfluss auf die Integrierbarkeit haben dabei sowohl die Schwierigkeit der Positionierung der einzelnen Komponenten (Navigationskamera, elektromagnetische Platte, …) als auch der Einfluss der Komponenten auf den chirurgischen Ablauf einer Leberoperation (Elektromagnetismus, …). Bezüglich der Handhabung muss überprüft werden, inwiefern elektromagnetische Sensoren die Benutzung der Instrumente einschränken. Idealerweise sollten diese so angebracht sein, dass es keine Einschränkung der Benutzbarkeit gibt und somit der Nachteil einer erforderlichen Sichtverbindung zur Kamera bei optischen Messverfahren umgangen wird.

Zentraler Bestandteil der Arbeit ist die Durchführung konkreter Messungen zur Navigationsgenauigkeit. Hierzu sollen in einem 2. Versuch die Genauigkeiten experimentell bestimmt werden und mit denen optischer Messverfahren verglichen werden.

Mit Hilfe der Experimente soll schließlich ein Gesamtfazit zur Anwendbarkeit von elektromagnetischen Tracking-Systemen in der Leberchirurgie gezogen werden.

Anwendung

Die Ergebnisse dieser Arbeit dienen als Grundlage für weitere Forschungen und Anwendungen in diesem Bereich.

Erwartung

Für die Bearbeitung der genannten Aufgabe wird folgendes erwartet:

-          Ausführliche Dokumentation  der einzelnen Schritte.

-          Strukturiertes Vorgehen, d.h. zuerst eine Problembeschreibung erstellen und dann Lösungsansätze vergleichen.

-          Beschreibung der Lösungsstruktur und Abgrenzung gegenüber anderen Lösungen.

-          Experimente zur Bestätigung der gefundenen Lösung.

Wird ein Ziel nicht erreicht, dann soll dieser Umstand ausreichend begründet werden. Das Erreichen bzw. Nichterreichen des Ziels soll untersucht und dokumentiert werden, sodass fundierte Aussagen über die Eignung oder über notwendige Änderungen gemacht werden können.

Vorgehen

1. Recherche des Stands der Technik im Bereich des Einsatzes von elektromagnetischen Systemen und deren Genauigkeit. Recherche der relevanten Publikationen bei PubMed und IEEE Xplore

2. Anbringung des elektromagnetischen Sensors an Ultraschallsonde bzw. –dissektor.

3. Experimente zum Nachweis der Integrierbarkeit und Handhabung des elektromagnetischen Systems und Analyse der erzielten Genauigkeiten im Vergleich zu optischen Messsytemen.

4. Anfertigung der schriftlichen Ausarbeitung. 

Ergebnisse

-          Dokumentation zur geeigneten Anbringung der elektromagnetischen Sensoren.

-          Gesamtfazit zu Anwendbarkeit des elektromagnetischen Trackings in der Leberchirurgie mit Hilfe der durchgeführten Experimente

-          Anfertigung der Semester- / Diplomarbeit

Literatur

[1]       Phee SJ, Yang K (2010): Interventional navigation systems for treatment of unresectable liver tumor. Med Biol Eng Comput, 48(2), pp. 103-111

[2]       Banovac F, Wilson E, Zhang H, Cleary K (2006): Needle biopsy of anatomically unfavorable liver lesions with an electromagnetic navigation assist device in a computed tomography environment. J Vasc Interv Radiol, 17(10), pp. 1671-1675

[3]       Banovac F, Tang J, Xu S, Lindisch D, Chung HY, Levy EB, Chang T McCullough MF, Yaniv Z, Wood BJ, Cleary K (2005): Precision targeting of liver lesions using a novel electromagnetic navigation device in physiologic phantom and swine. Med Phys, 32(8), pp. 2698-2705

[4]       Frantz DD, Wiles AD, Leis SE, Kirsch SR (2003): Accuracy Assessment protocols for electromagnetic tracking systems. Physics in Medicine and Biology, 48 (2003), pp. 2241-2251.

[5]       Cartellieri M, Kremser J, Vorbeck F (2001): Comparision of different 3D navigation systems by a clinical "user". European Archives of Oto-Rhino-Laryngology , 258(1), pp. 38-41.

[6]       R.  Marmulla,  M.  Hilbert,  H.  Niederdellmann  (1998):  Intraoperative  Präzision  mechanischer,  elektromagnetischer,  infrarot-  und  lasergeführter  Navigationssysteme  in  der computergestützten Chirurgie. Mund Kiefer Gesichtschirurgie, (1998) 2, pp. 145-148.