NewNormal – Kompetenz- und bedarfsoptimierte Lehrstrategie

Getrieben durch die Pandemie und den damit verbunden Einschränkungen mussten sich die Hochschulen rapide auf ein „Lehren“ mit digitalen Lehransätzen und -formaten umstellen. Diese Umstellung brachte ein Mehr an Lehrmethoden und -medien, die im Laufe der Pandemie ihre Vorteile, aber auch Nachteile zeigten. Ziel des Projektes ist es, die gemachten Erfahrungen zu nutzen, zu systematisieren und daraus neue Lehrstrategien zu entwickeln.

NewNormal

Die Ausschreibung NewNormal des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst möchte den Rückgang der Lehrvermittlung zur gewohnten Normalität, den Präsenzveranstaltungen, entgegenwirken und ein neues „Normal“ der Lehrvermittlung an Hochschulen etablieren. Dabei sollen die gewonnenen Erfahrungen mit digitalen Lehransätzen und -formaten aufgegriffen und eine Verzahnung von digitalen und analogen Elementen in der Lehrvermittlung erreicht werden. Um eine Stärkung der kompetenzorientierten Lehre zu erreichen, sollen hierbei:

  • die Nachteile des einen Elements durch die Vorteile des anderen kompensiert,
  • die Präsenzlehre durch innovative Lehr- und Lernformate ergänzt,
  • eine sinnvolle Nutzung digitaler Tools verwendet,
  • eine Kommunication zwischen Lehrenden und Lernenden gefördert und
  • das Erreichen der Lernziele im Sinne des Constructive Alignment überprüft werden.

Kompetenz- und Bedarfsoptimierte Lehrstrategie

Das Projekt „Kompetenz- und Bedarfsoptimierte Lehrstrategie” der TU München greift den Gedanken der Ausschreibung von NewNormal auf. In Zusammenarbeit erarbeiten ProLehre – Medien und Didaktik und mehrere Lehrstühle des Grundstudiums B.Sc. Maschinenwesen eine Lehrstrategie, die eine Verzahnung von digitalen und analogen Elementen in der Lehrvermittlung beinhaltet. Diese Strategie soll für die Studieneingangs- und Studiumsphase eine Leitlinie für analoge, digitale sowie synchrone bzw. asynchrone Lehransätze und -formate bieten.

Der Digitalisierungsgrad der Lehrvermittlung wird dabei an die Bedürfnisse und die zu erwerbenden Kompetenzen der Studierenden ausgerichtet. Das zugrundeliegende Konzept dafür basiert auf den drei Grundbedürfnissen nach Deci & Ryan [1]. Eingebundenheit, Kompetenzerleben und Autonomie sollen demnach die Motivation der Studierenden im Verlauf des Studiums hochhalten. Zu Beginn des Studiums in der „Eingangsphase“, bzw. dem 1. Studienjahr, ist es vor allem wichtig eine soziale Eingebundenheit der Studierenden zu erreichen, denn dieser Abschnitt stellt für sie einen neunen Lebensabschnitt dar. Dafür ist es wichtig, dass den Studierenden eine soziale Integration ermöglicht wird und diese somit in ihrem neuen Umfeld rasch Fuß fassen können. Ebenfalls sollten ausreichend Beratungs- und Betreuungsangebote geboten werden, damit die Studierenden sich orientieren können. Im weiteren Verlauf des Studiums („Studienphase“) gewinnen neben dem Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit, die Bedürfnisse nach Kompetenzerleben und Autonomie mehr an Bedeutung. Dafür ist es wichtig eine Lehre auf einem hohen fachlichen und didaktischen Niveau anzubieten, damit die Zufriedenheit und Motivation der Studiereden weiterhin hochgehalten werden kann. So soll beispielsweise die systematische Integration von Plan-Do-Check-Zyklen (PDCA) in Lehrveranstaltungen integriert werden oder durch die gezielte Nutzung von „Selbstlernphasen“ das Kompetenzerleben und die Selbstwirksamkeit der Studierenden erhöht werden. Essentiell dabei ist die Kompetenzorientierung des Lehr-/Lernprozesses (Constructive Alignment). Dafür sollen nicht nur Inhalt und Ziele, sondern auch spezifische Lehr-/Lernmethoden und -medien auf die zu erreichenden Kompetenzen ausgerichtet werden.

Die jeweiligen Vorteile der Lehransätze und -formate sollen hierbei bestmöglich in den verschiedenen Phasen des Studiums eingesetzt werden. Hierbei kann zwischen digitalen und analogen Elementen unterschieden werden. Weiter lassen sich diese Elemente noch in synchron und asynchron untergliedern. Unter „analog“ können Elemente verstanden werden, die präsent vor Ort stattfinden (Vorlesung im Hörsaal), aber auch Selbstlernphasen in denen sich die Studierenden treffen (Laborarbeiten). Digitale Elemente hingegen können als online-Elemente verstanden werden, wie beispielsweise Videokonferenzen oder auf Moodle zu Verfügung gestellte Unterlagen. Der Unterschied zwischen synchron und asynchron besteht darin, dass asynchrone Elemente zeit- und ortsunabhängig sind, wohingegen synchrone Elemente zu festen Zeiten und an festen Orten stattfinden. Analog synchrone Formate, Präsenzveranstaltungen, fördern hierbei den sozialen Austausch und die Identifikation mit der Hochschule und dem Studium. Dagegen ermöglichen digital asynchrone Formate, Vorlesungsaufzeichnungen, eine zeitliche und örtliche Flexibilität und bieten die Chance des individuellen Lernens. Durch diese Autonomie kann die Lernmotivation gesteigert werden und zu Selbstwirksamkeit und Kompetenzerleben führen.

In dem Projekt werden nun die Studierenden anfangs durch einen hohen Anteil an Präsenzveranstaltungen in ihren neuen Lebensabschnitt eingeführt und schrittweise an digitale, asynchrone Formate herangeführt. Digitale Angebote sollen punktuell unterstützen und vorrangig eingesetzt werden, wenn die zu erwerbenden Kompetenzen z.B. den Umgang mit Software bedürfen. Im weiteren Verlauf des Studiums nimmt der Anteil an digitalen asynchronen Formaten zu, um ein selbstgesteuertes Lernen der Studierenden zu fordern und zu fördern. Jedoch sind auch in dieser Phase des Studiums Präsenzelemente ein wichtiger Anker im Studium.

Literatur:
[1]   Ryan R.M., Deci E.L. Intrinsic and Extrinsic Motivations: Classic Definitions and New Directions. Contemp. Educ. Psychol. 2000; S. 25:54–67. DOI: 10.1006/ceps.1999.1020.