Analyse und Quantifizierung der Umweltauswirkungen von Fördermitteln in der Intralogistik
Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung, die Herstellung, den Vertrieb und den Betrieb von Fördermitteln der Intralogistik werden sich einerseits durch die Verknappung von Energie und andererseits durch die erhöhten Anforderungen an die Umweltverträglichkeit in absehbarer Zukunft gravierend verändern. Die Dynamik dieses Veränderungsprozesses wird dabei durch verschiedene Faktoren hervorgerufen. Hierzu gehören unter anderem der gesellschaftliche Trend zu einem erhöhten Umweltbewusstsein, die Ausnutzung dieses Trends zu Marketingzwecken (z.B. Green Logistics) und Gesetze und Regelungen mit normativem Charakter. Die erkennbaren Veränderungen werden in Summe bei den meisten technischen Produkten zu einem neuen Gleichgewicht von ökonomischer und ökologischer Effizienz führen.
Auch die Intralogistik wird sich diesem Trend nicht entziehen können. Im Gegensatz zu den Systemen der Transportlogistik wie Bahn, Lkw, Schiff oder Flugzeug ist die Intralogistik bisher jedoch nicht Gegenstand von Untersuchungen der UWA gewesen.
Das Gemeinschaftsforschungsprojekt liefert einen grundlegenden Beitrag, um diese Lücke zu schließen. Von den vier durch den VDMA definierten Produktgruppen der Intralogistik – Flurförderzeuge, Krane & Hebezeuge, Lagertechnik und Stetigförderer – wird zu diesem Zweck eine repräsentative Auswahl der drei erstgenannten als Unstetigförderer in dem Forschungsvorhaben hinsichtlich ihrer UWA untersucht.
Der Lehrstuhl fml nimmt sich hierbei des Teilprojekts Krane & Hebezeuge an.
Bei den Kranen lassen sich mobile Krane, Fahrzeug- und Raupenkrane, sowie stationäre Krane, wie Bau- und Brückenkrane unterscheiden. Je nach Bauart sind Traglasten von einigen bis hin zu hunderten von Tonnen realisierbar. Durch die Auslegung werden zahlreiche wirtschaftliche, logistische als auch ökologische Kenngrößen bestimmt, welche oftmals im Konflikt zueinander stehen. Für eine hohe Umschlagleistung müssen hohe Geschwindigkeiten und Beschleunigungen sowie hohe Traglasten erreicht werden. Damit einher gehen starke Antriebe und eine entsprechend aufwändige und stabile Konstruktion aller Komponenten. Die Antriebssysteme, welche sich in Energiespeicher, Energieüberträger und Energiewandler zerlegen lassen, stellen zentrale Elemente der Fördergeräte dar.
Bei mobilen Arbeitsmaschinen werden auf Grund der widrigen Umgebungseinflüsse und enormen Kräfte, welchen diese ausgesetzt sind, hauptsächlich hydraulische Fahrantriebe, in Form von hydrostatischen Antrieben, eingesetzt. Diese weisen ein hohes Leistungspotential auf und sind gegenüber äußeren Umgebungseinflüssen sehr robust. Die Hydraulikpumpe, welche den für den Hydraulikmotor erforderlichen Volumenstrom und –druck des Hydrauliköls erzeugt, wird dabei entweder über einen Verbrennungs- oder Elektromotor angetrieben. Dieser stellt ebenfalls die benötigte Energie für alle anderen Komponenten bereit. Bei stationären Kranen und Hebezeugen erfolgt der Antrieb von Fahr- und Hubwerk vornehmlich durch Elektromotoren.
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung einer Methode zur Abschätzung und Beurteilung der Umweltauswirkungen von Flurförderzeugen, Kranen & Hebezeugen und Lagertechnik. Die Herausforderung besteht dabei darin, die große Vielfalt der untersuchten Produktgruppen untereinander zu vergleichen und darüber hinaus die Möglichkeit zu eröffnen, die Technik der Intralogistik zu Transportsystemen wie LKW, Bahn, Schiff und Flugzeug in Relation zu setzen.
Die Erarbeitung einer derartigen Methode ist nicht trivial. Einerseits stellt die große Produktvielfalt der Intralogistik eine besondere Herausforderung dar. Andererseits lassen sich etablierte Kennzahlen wie CO2-Ausstoß pro transportierter Tonne und km (CO2 \ tkm) nicht problemlos auf den innerbetrieblichen Transport übertragen. So weist ein konventioneller Gegengewichtsstapler hier einen bis zu 40-mal höheren CO2 Ausstoß als die Bahn auf. Unberücksichtigt bleibt der Hubvorgang, der sich in der zurückgelegten Strecke nicht widerspiegelt, sowie der Umstand, dass die Systeme der Intralogistik im permanenten und energieintensiven Start-Stop Betrieb arbeiten.
Um einen Vergleich und eine darauf begründete Beurteilung hinsichtlich der Ressourcen- und Energieeffizienz zur ermöglichen, wird ein vollständiger Katalog aller vorhandenen UWA der zu untersuchenden Produkte erstellt. Auf der Basis des UWA-Kataloges können Kennzahlen definiert werden, die eine sinnvolle ökologische Bewertung aller untersuchten Produktgruppen zulassen. Die Produktgruppen werden auf dieser Basis in Untergruppen unterteilt.
- Lehrstuhl für Maschinenelemente und technische Logistik, Helmut Schmidt Universität Hamburg
- Institut für Fördertechnik und Logistiksysteme (IFL), Karlsruher Institut für Technologie
Das IGF-Vorhaben 16973N/2 der Forschungsvereinigung Intralogistik/Fördertechnik und Logistiksysteme e.V. (FG IFL) wird über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.