ErgoWMS - Erstellung einer ergonomischen Lagerstrategie und -organisation durch ein Arbeitslast analysierendes Warehouse-Management-System

Die Thematik der demographischen Entwicklung der deutschen Bevölkerung rückt als ein Megatrend zunehmend in den Fokus der strategischen Unternehmensführung. Neben dem Rückgang an jungen Fachkräften gilt es auch der älter werdenden Belegschaft Rechnung zu tragen und adäquate Arbeitsplätze zur Leistungserhaltung anzubieten. Diese Entwicklung trifft ebenso den Unternehmensbereich der operativen Logistik, der besonders durch manuelle Lasthandhabung geprägt ist. Auch dieser Bereich muss trotz seiner körperlich anspruchsvollen Arbeit zunehmend mit einer alternden Belegschaft gemeistert werden.

Der starke Anstieg an Arbeitsunfähigkeitstagen der älteren Belegschaft stellt ein hohes Risiko für die Unternehmen und insbesondere KMU dar. Denn diese können mangels einer großen Personaldecke ausgefallene Beschäftigte nicht schnell ersetzen. Mit dem Anstieg des Alters der Beschäftigten nehmen vor allem die Arbeitsunfähigkeitstage, die auf Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und Bindegewebes zurückzuführen sind, überproportional zu. Hinzu kommt, dass gerade älter werdende Beschäftigte eine Leistungsminderung in ihrer körperlichen Belastbarkeit oder in der Ausführungsmöglichkeit gewisser Tätigkeiten erfahren. Diese Umstände sind mit teuren Zusatzkosten für die Unternehmen verbunden. So sind nach einem 2008 veröffentlichten Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aufgrund der Arbeitsunfähigkeitstage volkswirtschaftliche Produktionsausfallskosten in Höhe von 43 Milliarden Euro entstanden. Bei einem einzelnen Unternehmen entstehen mit dem Ausfall eines Beschäftigten Kosten in Höhe von 320 Euro pro Tag.

Um den volkswirtschaftlichen Schaden durch die Leistungsminderung der Mitarbeiter einzudämmen ist es erforderlich, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Gerade der zentralen Logistikfunktion, der manuellen Kommissionierung, kann eine hohe Belastung durch Heben von Lasten zugeschrieben werden. In der manuellen Kommissionierung wird heutzutage nicht berücksichtigt, wo die Lasten in den Fachbodenregallagern oder auf Paletten verteilt und zugeordnet werden. Gleichzeitig herrschen in der operativen Logistik oft gewachsene Lagerstrukturen, die nur mit hohem finanziellem Aufwand konstruktiv veränderbar sind. Dem Arbeitsprozess der Lastenhandhabung kann mit bisherigen Mitteln der Arbeitsplatzgestaltung meist nur schwer begegnet werden.

Ziel dieses Vorhabens ist es, zur Gesunderhaltung von Kommissionierern beizutragen und so deren Arbeits- sowie Leistungsfähigkeit zu erhalten. Zugleich sollen die Unternehmen für den demographischen Wandel in der manuellen Kommissionierung gerüstet sein, in dem bei der Auftragszuteilung die individuelle Leistungsfähigkeit (v. a. hinsichtlich Belastung bei älteren Mitarbeitern), berücksichtigt wird. Durch die Verarbeitung bestehender Daten aus dem WMS soll eine vollständige und fortlaufende Ermittlung der körperlichen Belastung des Kommissionierers möglich sein. Diese ergonomischen Erkenntnisse sollen zur Auswertung ergonomischer Fragestellungen wie z. B. der ergonomischen Lagerfachbelegung oder auch arbeitsorganisatorischen Methoden und neuen Vergütungsmodellen dienen. Dazu sollen entsprechende Konzepte entwickelt werden.

  • Analyse bestehender Warehouse-Management-Systeme
  • Festlegung praxisrelevanter Kommissionierszenarien
  • Anforderungsanalyse an die Berechnungsmethodik zu Belastungsermittlung
  • Entwicklung kommissioniersytem- und belastungsspezifischer Berechnungsparameter
  • Exemplarische Kopplung von Arbeitsanalyse und WMS
  • Entwicklung eines Optimierungsalgorithmus, der eine ergonomischere Lagerfachbelegung erlaubt
  • Bildung von neuen Organisations- und Vergütungsmodellen, die durch die transparente Belastungsanalyse ermöglicht werden
  • Erstellung eines exemplarischen WMS-Zusatzmoduls, das die Belastungsermittlung durch Berechnungen mit bestehenden Daten aus dem WMS-System durchführt und geeignete arbeitsorganisatorische Modelle abbildet

  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin
  • CIM GmbH, Fürstenfeldbruck
  • Human Solutions GmbH, Kaiserslautern
  • Keller & Kalmbach GmbH, Unterschleißheim
  • LCALL Logistik Consulting Allgayer, München
  • Ludwig Meister GmbH & Co. KG, Dachau
  • QUERFOOD glutenfrei leben - Carsten Ax e.K., Putzbrunn
  • SSI Schäfer Noell GmbH, Giebelstadt
  • Trilogiqa, München

Das IGF-Vorhaben 17445 N/1 der Forschungsvereinigung Bundesvereinigung Logistik e.V. - BVL, Schlachte 31, 28195 Bremen wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.