Fluidfrei geschmierte Stirnradverzahnung – Konturangepasste Schichtgestaltung und tribologische Bewertung der Leistungsgrenzen

Forschungsthema

Kurztitel Fluidfreie Zahnräder II
Projektbeginn Q2/2022
Förderung DFG-Nr. 357505886, SPP 2074 II, STA 1198/17-2
Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG
Kontakt Dr.-Ing. T. Lohner

Projektbeschreibung

Konventionelle Stirnradverzahnungen, die hohen mechanischen Belastungen ohne Schmierung mit flüssigem Schmierstoff („fluidfrei“) ausgesetzt sind, zeigen nach kurzer Betriebsdauer Schäden wie Verschleiß, Fressen und Heißlaufen (siehe Abb. 1). Für den sicheren Betrieb fluidfrei geschmierter Verzahnungen darf die systemabhängige Wärme­grenz­leistung, die von den Verlustleistungen und der Wärmeabfuhr abhängt, nicht überschritten werden. Unterhalb dieser Grenze ist Verschleiß der fluidfrei geschmierten Zahnflanken infolge des kontinuierlichen Material­abtrags lebens­dauerbegrenzend.

Das übergeordnete Ziel dieses Projekts im Rahmen des Schwerpunktprogramms 2074 ist die Gestaltung einer fluidfrei geschmierten Stirnradverzahnung mit haltbarer Beschichtung, die hohen mechanischen Belastungen zuverlässig standhält. Hierzu werden neben einer schichtgerechten Auslegung der Stirnradgeometrie, triboaktive Physical Vapour Deposition (PVD)-Beschichtungen eingesetzt, die Reibung und Verschleiß im tribologischen Kontakt reduzieren. Die Fest­schmierstoffe mit Schichtgitterstruktur werden über Depots, bestehend aus Metall und Schwefel, durch die triboaktiven Beschichtungen bereitgestellt und im Kontakt in situ synthetisiert. Durch eine wärmeabfuhrunterstützende Gestaltung der Zahnrad­stütz­struktur wird die thermische Beanspruchung beschichteter Verzahnungen im fluidfreien Kontakt verringert.

Ziel der zweiten Förderperiode ist die prozessseitige Abstimmung der Schicht­eigenschaften und der Verzahnungsgeometrien sowie die Übertragung der Erkenntnisse der Transfer­schichtmechanismen vom Modellkontakt aus der ersten Förderperiode auf Stirnradverzahnungen. Eine quantitative Bewertung der Wärmegrenz­leistung und des Verschleißverhaltens dieser beschichteten Stirnrad­verzahnungen schafft die Grundlagen für die Auslegung fluidfreier Stirnradverzahnungen.

Das Arbeitsprogramm gliedert sich in drei Phasen. In Phase I liegt der Fokus auf der Steigerung der Verbundhaftung triboaktiver Beschichtungen auf der Verzahnung sowie einer gleichmäßigeren Schichtdickenverteilung über der Zahnhöhe durch prozessseitige Anpassungen für den Einsatz auf Verzahnungen. Parallel hierzu wird die Integration wärmeabführender Stützstrukturen untersucht. In Phase II erfolgen experimentelle Analysen zur Wärme­grenz­leistung von Verzahnungen im FZG-Zahnrad­verspannungs­prüfstand sowie numerische Berechnungen zur Verlustleistung und Temperaturverteilung. Darüber hinaus werden die Bereitstellungs- und Transfermechanismen der Elemente aus den triboaktiven Beschichtungen in Abhängigkeit unterschiedlicher thermischer und mechanischer Beanspruchungen analysiert. Darauf aufbauend wird in Phase III die Verschleiß­lebensdauer unterhalb der Wärmegrenzleistung anhand experimenteller Untersuchungen und numerischer Berechnungen zur Identifikation von Versagenskriterien beschichteter Stirnradverzahnungen untersucht. Abschließend werden Empfehlungen zur Gestaltung von haltbaren beschichteten Stirnrad­verzahnungen unter fluidfreier Schmierung bei hohen Belastungen abgeleitet.

Schlagwörter: PVD, triboaktive Beschichtung, fluidfreie Schmierung, Reibungs und Verschleiß, Verzahnung, Zahnrad, Kontaktsimulation, DLC, (Cr,Al)N+X:S (X = Mo,W), Wirkmechanismen, Bereitstellung, Raman, XPS, ESMA , Wärmegrenzleistung